"Kurzer" Fahrtbericht über den Segeltörn
vom
09.05.-17.05.2003
mit "unserer" bildhübschen DEHLYA 22
auf der OSTSEE
Nach vielen Fahrten auf der Ostsee in den
letzten 20 Jahren, mit Schiffen der Größenordnung 37 bis 47 Fuß, wollten wir,
mein "Kumpel" Ronald, Curt Rateike und meine Person, einmal etwas
abenteuerliches unternehmen.
Das war das Ziel-- !
Nach reiflicher Überlegung und Betrachtung der verschiedensten Möglichkeiten kam
uns nun folgende Idee:
Wir nehmen unser "Binnenschiff", also die DEHLYA 22 mit 6,6 Meter, und fahren
damit einige kleine Ostseehäfen an, die wir aus Gründen des zu hohen Tiefganges
bislang mit den Dickschiffen meiden mussten.
Das eigentliche Abenteuer liegt nun darin begründet, dass drei erwachsene
Personen mit einem gesamten Körpergewicht von ca. 240kg, plus Reiseproviant
inkl. Getränke, Außenborder nebst Kraftstoff, die diversesten
Reparaturmaterialien sowie Werkzeuge, die Sicherheitsausrüstung und nicht
zuletzt auch noch das persönliche Gepäck aller drei Personen inkl. der
Schwerwetterbekleidung, sicher und ordentlich für das Fahrgebiet Ostsee
untergebracht sein wollten.
Als Ausgangshafen wurde GELTING MOLE am südlichen Bereich der Flensburger
Außenförde gewählt. Zum Einen weil die sichere dänische Südsee von hier aus
schnell und sicher zu erreichen ist und zum Anderen uns dort ein relativ
günstiger Kran- und Liegepreis inkl. Abstellmöglichkeit für Zugfahrzeug und
Trailer angeboten wurde.
Die Entscheidung war, wie wir alle im Tenor feststellen mussten, genau richtig.
Wir fanden dort zwei Travellifte ( 25 + 23 Tonnen ), bedient von einem
superfreundlichen Hafenmeister sowie eine wunderbare Hafenanlage mit Wasser und
Strom an allen Stegen, eine gepflegte Sanitäranlage sowie ein
kulinarisches Hafenrestaurant mit empfehlenswerter Küche vor.
Wir starteten aus dem Sauerland am 08.05.03 um
04.30 Uhr in der Früh. Gezogen wurde der Trailer von Curts Volvo 850 Kombi mit
Niveauausgleich. Die Fahrt nach Norden verlief plan- und zeitgemäß. Verabredeter
Krantermin war 16:00 Uhr. Um 14:00 trafen wir in GELTING ein, da war dann auch
noch ausreichend Zeit das Schiff vorzubereiten, das Administrative im Hafenbüro
abzuwickeln und noch ein "Pfeifchen" zu genießen.
Punkt 16:00 Uhr kam die "MOFLASH" in den Travellift und 120 Minuten später lag
sie schon aufgeriggt mit angeschlagenen Segeln in der zugewiesen Box.
Nun, als das Reisegepäck und der Proviant verstaut werden sollte und wir diesen
riesigen Berg am Steg stehen sahen, kamen uns doch noch einige Zweifel.
80 Flaschen Bier, 6 Flaschen Rotwein, 6 Flaschen Weißwein, diverse Softdrinks;
Konservendosen mit Würsten, Suppen und Gemüse, Gläser mit Marmelade, Gurken,
Reisdressing; Kartoffel, Zwiebel, Tomaten, Butter, Margarine, Milch, Kaffee,
Mehl, Brote, Zucker und die diversesten Gewürze; Paniermehl, Kartoffelpüree, und
- und - und - und ......................................................
--------> aber es geht, wenn man will !!!!!!
Das Schiff lag zwar "satt" im Wasser aber der Wasserpass wurde nicht
überschritten.
Gegen 21:00 Uhr belohnten wir unser Tagewerk mit einem ausgedehnten Abendmahl in
o.a. Hafenrestaurant.
Am Morgen des 09.05. bereiteten wir uns auf
den ersten, kurzen Tagestrip in Richtung Sonderborg vor und liefen dann auch
gegen Mittag aus.
Der Wetterbericht meldete: NE 0-2 Bauf. / Welle 0,5 - kein Niederschlag
Die Überfahrt bei 2-3 Windstärken, aber aus N/NW, und kleiner Welle ( 0,5 Meter
max. ) dauerte, mit einigen wenigen Kreuzen und im Mittel 5 Knoten FüG, bei
Sonnenschein nur runde 200 Minuten.
Fast alle Gastliegeplätze im Sonderborger Sportboothafen waren frei, so konnte
ein sonniger Platz gewählt werden, der auch gleichzeitig einen kurzen Weg zu den
Sanitäranlagen gewährleistete.
Kulinarisch lebten wir an allen Tagen, was an den ausgiebigen Bunkervorräten zu
erkennen war, "vom Feinsten"!
Da die Abende zumeist sonnig verliefen, wurde zumeist in der offenen Plicht an
dem mitgebrachten Stecktisch gespeist.
Erst bei Einbruch der Dunkelheit installierten wir unsere Kuchenbude, die dann
auch bis zum anderen Morgen, kurz vor dem Auslaufen, stehen blieb. Die
allmorgendliche ausgiebige Frühstückszeremonie hielten wir somit wind- und
wettergeschützt ab.
10.05. - Wetterbericht: Wind SW/W 3-4 - keine
Welle - Schauer -
Am heutigen Samstag ging es in den Alsfjord nach Norden bis DYVIG. Im
Sonderborger Stadthafen, nördlich der Klappbrücke wurde für einen Einkauf ein
kurzer Stopp gemacht - dort ist zur Zeit eine riesige Baustelle, da die alten
Hafenspeicher abgerissen werden - also zur Zeit keine Empfehlung nördlich der
Brücke länger als nötig zu verweilen - zumal wegen den Schuttboten zumeist die
Liegeplätze besetzt sind.
Entgegen dem Wetterbericht gab es keine Schauer - lediglich die Windangaben
waren korrekt. Somit ging es mit halben Wind und Rauschefahrt - immerhin mit
runden 6 Knoten FüG nach Norden.
Die Einfahrt nach DYVIG ist ein Erlebnis und von Fahrzeugen mit einem Tiefgang
unter oder knapp um 2 Meter möglich - gegen 16:30 Uhr fuhren wir wie an der
Perlenschnur gereiht in einem Konvoi von 11 Booten, natürlich unter Maschine,
durch die schmale Passage 1 Seemeile vor DYVIG. An Steuer- und Backbord ist das
Land dort mit einem Bootshaken berührbar und die Tonnenpaarungen erinnern an
eine Slalomstrecke!
Der Besucher hat nun die Wahl zwischen dem Sportboothafen und dem Anleger gleich
gegenüber beim DYVIG-Kro.
Wir wählten die Anleger vor dem Restaurant, da diese etwas niedriger waren und
so das Borden für unsere geringe Freibordhöhe angenehmer war.
Außerdem, was wir vorher nicht wissen konnten, gab es hier eine Stegunterhaltung
von einem spaßigen Petrijünger die wie folgt ablief:
Das kleine ca. 5 Meter Kajütmotorboot, mit dem eventuell etwas "angetüttelten"
zuvor angesprochenen Petrijünger als Intertainer auf dem wackligen Vorschiff,
lief in eine Stegbox ein; Vorleinen in der Hand, tritt auf den Bugkorb um auf
den Steg zu springen
UND , etwas Schwund ist
immer, verabschiedete sich die Zweifarbenlaterne in den Tiefen des Hafens. Mit
einem Teleskopkäscher, so etwas gehört wohl zur Standardausstattung eines jeden
Petrijüngers, stocherte er dann, nachdem er das Schiff "festgebunden" hatte, im
Hafenbecken herum, holte dann damit eine Plastikschale aus dem Wasser die er
nach einer genauen Betrachtung wohl als wertmäßigen Ersatz akzeptierte und
stellte hiernach weitere Bemühungen ein.
So dachten wir !!!!!
Nach einer kurzen Pause, zuvor angesprochener
Alleinunterhalter war kurz an Land um seine Hände zu waschen ( oder so ), kam
dieser forschen Schrittes auf den Steg zurück, seine Figur hatte ich bisher noch
nicht umschrieben ( ca. 1,60 lang, Augen - gleich einem Frosch - kein
"A...." in der Hose, Stelzenbeine und den Bauch einer schwangeren Frau kurz nach
den Senkwehen ) -- sprang galant auf den schmalen Gangbord seiner Megayacht -
hangelte sich zum Achterschiff - wollte sich dann an der Kuchenbude zum Einstieg
in die Plicht festhalten, verpasste diese wohl um Millimeter und entschloss sich
dann wohl noch einmal nach der Buglaterne zu tauchen! Warum er dieses mit Hemd
und Straßenhose machte, wissen wir bis heute nicht! Heraneilende Hilfe anderer
Stegnachbarn lehnte er kategorisch ab, eben eine wirklicher Alleinunterhalter!
Ein wiederum sonniger Abend, in ansonsten ruhiger Atmosphäre, beendete diesen
Tagestörn.
11.05. - Wetterbericht: Wind SE 2-3, 0,5 Meter
Welle, kein Niederschlag.
Sonntags wird im allgemeinen länger geschlafen - heute jedoch nicht unbedingt.
Gegen 10:00 Uhr liefen wir mit Tagesziel FALDSLED (FALSLED) aus.
Mit raumen und später halben Wind ging es erst einmal Richtung Nordspitze von
ALS. Bei der Einfahrt in den Kleinen Belt und einem Kurs hoch am Wind mit Kurs
um 080° musste wir erneut feststellen, dass Wetterberichte keinen unbedingten
Lokalcharakter haben.
Das Seebild 4 mit einer Welle zum Teil über 1 Meter und mit Durchzug der dunklen
Wolken, Böen von 4-5, hätte nun eigentlich ein Reff verlangt - da die Welle
jedoch gut zum Kurs stand, hatten wir uns dann entschlossen darauf verzichtet.
Schnell, wieder mit 5,5 Knoten FüG, querten wir den Kleinen Belt. Eine Kreuz
noch nach der Überfahrt und schnell waren wir in der Helnaes Bucht und in der
Ansteuerung von FALSLED.
Eine saubere, schöne Hafenanlage, bei der jedoch die gepflegte
Sanitäreinrichtung erst nach Erscheinen des Hafenmeisters, das Hafenmeisterbüro
ist für eine Stunde um 18:30 Uhr besetzt, und Empfang des Schlüssels hierfür
nutzbar ist. Der Schlüssel ist dann vor dem Auslaufen in einen Briefkasten des
Hafenmeisters einzuwerfen.
Das in den Hafenhandbüchern angepriesene Restaurant unweit des Hafens, ca. 3
Minuten Fußweg, hatten wir uns nach dem Durchlesen der Speisenkarte, nur von
außen angesehen. Ein solcher Etat war für unseren Törn nicht vorgesehen!! Im
Klartext, wir konnten uns das nicht Leisten.
Schnell hatten wir uns entschlossen, den Spätnachmittag bis zum Abendessen mit
einem "Pölser" aus dem Imbisstand, gelegen in der Hafenanlage, zu überbrücken.
Um diese Saisonzeit hat die "Burger-Bude" Samstag und Sonntag
geöffnet.
12.05. Wetterbericht: Wind S4,
Welle 0,5 Meter, Regen
Heute war nur ein kurzer Weg gesteckt. Falsled nach Lyö.
Ausgiebiges Frühstück, ausgedehnte Körperpflege mit Duschen und allem Zipp und
Zapp, ging es gegen Mittag gen Lyö.
Hatte es über Nacht bis in den späten Vormittag noch geregnet, schien nun wieder
der "Lorenz" mit voller Kraft.
Da der Wind nicht wie gemeldet aus Süd, sondern aus E/SE kam, ging es hoch am
Wind und ganz ohne Kreuz auf Südkurs.
Nach etwa zwei Stunden hatte sich der Wind auf 1-2 Bauf. abgeschwächt. Schlecht
für die Dickschiffe unterwegs, gut für unsere MOFLASH. So mancher hatte da das
Nachsehen! Länge läuft zwar -- aber nur mit viel Wind - einige strichen sogar
die Segel und fuhren unter Maschine weiter um nicht in der alten Welle zu
dümpeln.
Unser "Dampfer" lief zur Freude der Crew immer noch mit 4-5 Knoten. Gegen 15:30
Uhr frischte es erneut auf 4 bis 5 Bauf. auf und der Wind drehte weiter auf Nord
Nordost.
Somit konnten wir auf einer Backe durchsegeln.
Einlaufend im Lyö Hafen gegen 16:30 Uhr hatten wir noch reichliche Auswahl an
Liegeplätzen.
Während Ronald und Curt nach dem Festmachen einen Einkauf im "Landesinneren"
tätigten, überprüfte ich Wanten und Stage sowie diverse andere wichtige
Verbindungen - Befund: Keine Mängel.
Die Meldung nach Rückkehr der Beiden, dass sie auf dem Weg zu Kaufmann an einer
stationären Verkehrsüberwachungskamera vorbei gekommen waren, erschien mir für
Lyö etwas kurios, blieb aber von mir aus Gründen der Bequemlichkeit
unüberprüft.
Zum Abend setzte dann etwas Nieselregen ein, was aber unter der Kuchenbude nur
zu dem Gefühl: "Was haben wir es hier doch "Sau Bequem" , führte.
13.05. Wetterbericht: Wind S/SW 5, Welle 0,5 Meter, Regen und
Gewitter
Auch an diesem Tag waren nur wenige Seemeilen als Tages - Etmal abgesteckt. Die
"Reise" sollte von Lyö wieder zurück nach Fynen in Richtung Fjaellebroen gehen.
Auslaufen wieder nach gewohnter Vormittagzeremonie gegen Mittag.
Von Regen oder Gewitter keine Spur, Wind mehr aus West als von SW mit im Hafen
gemessener Stärke von knapp 4 Baufort.
Unterwegs mit erneuter Rauschefahrt, halben und achterlichen Winden, vorbei an
Avernakö danach Kursänderung nach Osten, südliches passieren von Store
Svelmö weiter in Richtung Nakkeboll Fjord und der Ansteuerung Fjaellebroen.
Der günstige nun achterliche Wind erlaubte uns eine sichere Anfahrt durch das
relativ breite Fahrwasser bis kurz vor die Hafenmole.
Auch hier fanden wir reichlich, durch grüne Tafeln gekennzeichnete, freie
Gastliegeplätze vor.
Die Hafenanlage beurteilen wir als sehr gepflegt und einladend. Die
Sanitäranlage befindet sich direkt vor dem Anleger in dem Clubhaus des dort
beheimateten Segelclubs.
Hier auch ein besonderes Kuriosum - eventuell aber auch nur Saison bedingt - :
An der Stelle des Hafenmeister Büros findet man ein Stehpult vor, dort wird der
Gast auf einer Hinweistafel gebeten, einen schon vorgedruckten Briefumschlag mit
Datum, Schiffsname und Heimathafen auszufüllen, 80 Kronen für eine Nacht
einzulegen und in einen dort vorgesehenen Briefkasten einzuwerfen. Außerdem
liegt ein Filzstift und ein PVC Anhänger bereit, auf diesen Anhänger soll man
das Datum eintragen und anschließend sichtbar am Schiff befestigen.
Wasser und Strom befindet sich dort an allen Stegen. Die Steg- und
Hafenausleuchtung erfolgt mittels zweier großen Flutlichttürme.
Auch in diesem Hafen befindet sich eine "Burger-Bude" - Einkaufen geht zwar in
Hafennähe in einem wirklichen "Tante Emma" Laden - so richtig glücklich wird man
allerdings erst in einer drei Kilometer entfernten Ortschaft (Aaby). Hier findet
man auch das nächste Restaurant.
Wir führten diesen Spaziergang von insgesamt 6 Kilometer durch, mussten uns aber
bei der Rückkehr 500 Meter vor dem Hafen kurz in einem Carport unterstellen um
einen wirklich kurzen Schauer abzuwarten. Das sollte wohl das angekündigte
Gewitter gewesen sein.
In der Nacht wehte der Wind gewaltig. Bewegung im Hafen, schlagende Fallen,
pfeifende Masten, knatschende Fender und es fiel reichlich Regen. Am Morgen
wurden im Hafen mit unseren Anemometer noch 5 Windstärken gemessen aber es hörte
wenigstens auf zu regnen.
14.05. Wetterbericht: Wind S-SW 5, Welle 0,5 Meter, Schauer
zum Abend abnehmend SW 4 ohne Niederschlag.
Aus Gründen der Großwetterlage und der Erwartung für Donnerstag, hatten wir uns
als Tagesziel Aerösköbing auf Aerö gesteckt.
Gegen 11:00 Uhr liefen wir unter Motor aus, fuhren noch ca. 2 Seemeilen im
Tonnenbereich genau SW gegen den Wind, setzten dann erst das auf Reff I
verkleinerte Groß und rollten die Genua nur zu Hälfte aus. Danach kreuzten wir
aus der Bucht und wählten den Weg südlich Avernakö durch ein Tonnenpaar auf ca.
55° 00´N und 010° 21,5´E, welches uns sicher an einigen Flachs, die für uns aber
weiter nicht gefährlich waren, vorbei führte.
Trotz des Reffs liefen wir im Schnitt mit 5-6 Knoten, allerdings mit Lage - ein
sicheres Zeichen das wir ein weiteres Reff hätten "reinschlagen" können!
Bis zur Ansteuerungstonnen ( Fahrwasser Mitte ) Aerösköbing konnten wir uns hoch
am Wind, mit Maximum an Höhe laufend, auf einer Backe nach Südwesten mogeln.
Ungefähr 5 Kabellängen vor Aerösköbing legte der Wind noch etwas zu, Böen,
kurzzeitig mit 6-7, forderten noch einmal alles von der MOFLASH und seinem
Rudergänger -
ein- zweimal schoss die Yacht noch in die Sonne; dann schnellstens die Lappen
runter, Jockel anschmeißen und mit 5 Knoten und 1:100 Yamahawind durch das
Ansteuerungsfahrwasser, nun kam noch leichter Regen, natürlich nur bis kurz nach
dem Anlegen, geschehen gegen 16:00 Uhr
Wir wählten den Stadthafen um nicht gänzlich alleine zu sein, denn im
Sportboothafen waren nur einige wenige Masten auszumachen. So lagen wir Bug an
Bug mit dem "Preußischer Adler" ( oder so ähnlich ), ein ca. 20 x 5 Meter
Gefährt ganz in weiß, mit Edelstahl, Messing und Holz verarbeitet.
Somit lagen zwei "Traditionsschiffe" Kopf an Kopf!
Da unsere Spiritusvorrat so langsam zu neige ging, versuchten wir hier erneut,
wie schon zuvor in anderen Orten, Brennspiritus für unseren Zweiflammen Kocher
zu bekommen. Der Marineladen hatte ( wohl ein dauerhafter Zustand ) geschlossen.
In anderen Geschäften konnte man uns nicht weiterhelfen.
An dieser Stelle der Hinweis an alle Brennspiritus kochenden, einen
ausreichenden Vorrat dieser Flüssigkeit mitzuführen!!
Für heute und morgen früh sollte es aber wohl noch reichen.
An Bord wurde noch Kaffee gekocht und mit dem zuvor erworbenen Kuchen genossen.
Die Zeit bis zum Abendessen wurde noch mit Klönschnack verbracht.
Deutschlandfunk meldete für den kleinen Belt gegen 21:05 Uhr auf 1269kHz für die
Nacht und den folgenden Tag 6 Windstärken aus NW und Welle von 1 - 1,5 Meter
sowie Schauerböen, etwas abnehmend zum Nachmittag des Donnerstag.
Darauf entschlossen wir uns, am Donnerstag erst kurz nach Mittag auszulaufen,
genehmigten uns noch einige Flaschen Bier beim Kniffeln und kamen erst gegen
01:00 Uhr in die Koje.
Donnerstag 15.05.
Wie geplant liefen wir erst gegen 12:30 Uhr aus. Da im Hafen "nur" 3-4
Windstärken gemessen wurde und die Welle auf der See auch sehr friedlich aussah,
beließen wir es bei dem noch angeschlagenen I. Reff des Vortages. Der Wind kam
im und vor dem Hafen aus West, somit ging es unter Segel mit 6 Knoten und raumen
Wind durch das Fahrwasser.
Kaum hatten wir in der Höhe der Ansteuerungstonne den Kurs hoch am Wind ( 330° )
in nördlicher Richtung eingeschlagen, erlebten wir die Laune des Wetters. Lang
anhaltende Böen von 6 Bauf. und eine ständig zunehmende Welle machte jede
Kabellänge zur Tortour!
Ja, hätten wir bloß ein weiteres Reff eingelegt - nun war der Zeitpunkt
verpasst - bei dem Seebild ( 4 - 5 ) war an reffen während der Fahrt nicht zu
denken! Sich jetzt in Höhe des Mastes aufhalten ---- zu gefährlich !!! ----- und
außerdem wäre das Schiff durch den Fahrtverlust während des Reffmanövers kaum
noch zu manövrieren gewesen.
Erst einmal Durchhalten war die neue Devise - bis nach Söby kommen, dort eine
Pause einlegen und die Segel verkleinern.
In diesem Moment setzte das Schiff hart auf eine Welle auf, ein gewaltiger
Schlag ging durchs ganze Schiff und, ---------------- und der Adenauer mit
Flaggenstock verließ das Schiff für immer. Ärgerlich - eventuell hätte man ihn
doch sichern sollen! Der Verlust war aber zu verschmerzen.
Gott sei Dank regnete es nicht - der Himmel war blau, nur zeitweise unterbrochen
von dunklen, tiefliegenden Wolkenfeldern, die mit ihrem Durchzug für einen
Moment immer noch höhere Windgeschwindigkeiten mitbrachten.
Nach einigen weiteren Minuten musste die gesamte Situation erneut überdacht
werden.
Wir ließen uns in die Bucht REVKROG oberhalb von Aerösköbing zurückfallen,
wählten eine geschütztere, ruhigere Stelle in etwa bei 54°54,5´N und 010°
19,8´E, schmissen den Yamaha an und legten ein weiteres Reff ein. Nun ging es
bei gleichen Wetterbedingungen, jedoch mit sicherer Fahrt weiter mit 330°
Richtung Norden.
In Söby legten wir eine Pause ein, stärkten uns und beschlossen, da wir Freitag
zum Abend wieder in Gelting sein wollten ( Krantermin war Sonnabend um 10:00 Uhr
), noch nach Mommark auszulaufen. Für unseren Tiefgang sollte Mommark kein
Problem sein.
Gegen 17:30 Uhr liefen wir mit dem minimalisierten Segelkleid aus Söby aus.
Weiterhin mit Kurs 330° hart am Wind.
In der Höhe von Skjoldnäs ( Nord Aerö ) nahm die Welle nochmals zu, jede fünfte
bis zehnte Welle ließ das Schiff in ihrem Tal versinken. Da waren Brecher mit
2,5 bis 3 Meter dabei. Nun mussten die Wellen mit unserem 22" Schiff
sorgfältigst angefahren werden. Immer wieder die gleiche Procedere; diagonal
anfahren, rechtwinklig im Kamm stehen - mit 7-8 Knoten in das Tal surfen, vor
dem Abbremsen durch Ruderlage den Kurs stützen, etwas abfallen und wieder
diagonal die nächste Welle hinauf.
Der Wind drehte nun auf W/NW, somit konnte der nach der Wende angelegte Kurs,
direkt auf Mommark, nicht mehr gehalten werden.
Mehr als 215° bis 220° gingen nicht. So liefen wir mit diesem Kurs unter
gleichen Umfeldbedingungen, nur die Welle lief jetzt achterlicher als querab
mit, erst einmal 5 Seemeilen auf Holebug, um dann wieder nördlichen Kurs
einzuschlagen.
Die Dämmerung setzte ein; Navigationslichter einschalten; Hecklicht ohne
Funktion; Fassung herausdrehen und reparieren - bei diesem Seegang eine Zumutung
- erneut Wende und direkten Kurs auf Mommark.
Und nun ??? wo war Mommark ? ----> Verschwunden im Dunkel der Nacht!
Gott sei Dank hatte ich die Position von Mommark als Wegepunkt im GPS eingegeben
- Kontrolle unsere Kurses und vergleichen mit der Navigationshilfe des GPS - mit
dem Ergebnis: WIR WAREN RICHTIG.
Schnell noch einen erneuten Blick in das Hafenhandbuch - ( Stand 2002 - die
Verbesserung 2003 war zu Beginn des Törns noch nicht im Handel ), Da soll doch
eine Befeuerung sein - Hafenmole beleuchtet etc. aber nichts davon, kein
Licht zu sehen !!!
So schlichen wir uns mit Motor unter Beobachtung des Lotes auf dem einmal
abgesetzten Kurs an.
3 Meter, 2,5 Meter, 2 Meter plötzlich nur noch 1,5 Meter brachte die Mac Lite
Klarheit - wir waren viel zu dicht an den Steinmolen - der Strom hatte uns in
den letzten Kabellängen zu stark nach Süden versetzt. Gleicher Weg zurück -
etwas mehr nach Norden und das Tonnen Paar grün rot wurde gefunden.
Im gespenstischen Dunkel eine erneute Anfahrt - die beiden Türme an der
Hafeneinfahrt konnten mit der Lampe ausgemacht werden. An beiden Seiten standen
Angler, badeten Ihre Köder in der Hafeneinfahrt und schienen über unsere Störung
recht erbost. Keine Laterne, kein Licht im Hafen - so tuckerten wir unter
erneuter Beobachtung des Lotes von Dalben zu Dalben, wenn man diese krummen 2.5
Meter aus dem Wasser ragenden Bohnenstangen als solche überhaupt benennen darf,
--
----- Lotung Hafenmitte 4 Meter - Einfahrt der Boxen an Steuerbord 1,6 Meter -
einfahren und das Schiff steht im Schlick bei 1,3 Meter aber noch zwei Meter weg
von dem "rettenden" Steg. Der Rundkurs ging für eine gute halbe Stunde so
weiter, bis wir an eine Stelle nahe des Fähranlegers kamen und dort den
Steg mit 2 Meter Wassertiefe erreichten. Leinenmanöver im Dunkeln - Heck aus dem
Bereich des Fähranlegers bringen - festmachen! GESCHAFFT!!!
Ich ging als erstes den Niedergang hinunter - der Salon roch nach Modder oder
Kloake o.ä. - oben hatte ich den Geruch gar nicht so war genommen - Curt kam als
nächster - schaute mich von oben bis unten an - bis er dann auch bemerkte, dass
nicht ich der Übeltäter dieses Gestankes war.
Das war wohl der Moddergeruch den wir mit dem Propeller und den zahlreichen
Grundberührungen aufgewirbelt hatten und kam durch den Kielkasten.
Nun machten wir uns auf die Suche nach dem in dem Hafenhandbuch erwähnten Strom
- ABER - keine Steckdose weit und breit - die fehlten genau wie die
Hafenbefeuerung - und der angekündigte Wasseranschluss wurde auch nicht gefunden
- was sonst!!! Über die Stege darf man nur mit ausgebreiteten Armen
laufen, damit man, wenn eines der total morschen Bretter bricht, nicht gleich in
das Morastwasser durchfällt!
Sogleich machte ich mich auf die Suche nach der Toilette, ich wurde dann
tatsächlich fündig, zwar auf der anderen Seite der "Hafenanlage" runde 200 Meter
zu laufen, am Rande eines Caravanparks - aber dafür mit Waschraum sowie Duschen,
als auch Waschmaschinen und Trocknern --> und alles sogar recht ordentlich.
Aber auch hier eine negative Bemerkung: Geschirrspülen ist in allen Räumen durch
entsprechende Piktogramme verboten - eine spezielle Einrichtung hierfür gibt es
allerdings nicht! ( typisch Mommark ! )
Nun war es schon 23:00 Uhr durch - alle ziemlich platt - Spiritus fast am Ende -
auch Heizen unmöglich - alles Kleidung klamm - kein Wasseranschluss im
Anlegebereich - kein Licht von außen! Nur gut, dass ich in der letzten Saison
die Batteriekapazität erhöht hatte! Kuchenbude aufbauen - Sitzduchten abtrocknen
-12V Neonleuchtstab in die Steckdose um die Kuchenbude zu beleuchten - zwei
Dosen Würste aufgezogen und mit dem restlichen Wasser aus dem Wassertank und
ebenso zu Neige gehenden Spiritus im Kocher erhitzt - ein Weißbrot
aufgeschnitten und die Scheiben dann mit dem zusätzlich mitgeführten einflammen
Camping-Gaz-Kocher nebst Toastaufsatz kross erwärmt - Wurst und Käsehäppchen
vorbereitet - Gurken geviertelt, für jeden noch zwei Flaschen Bier - und fertig
war das Notmenue des Jahres.
Dann sofort ab in die Koje! Curt und ich waren sofort weg - nur Ronald
vermeldete morgens, kaum ein Auge zugekriegt zu haben.
Am Morgen waren wir alle schon vor dem Einlaufen der ersten Fähre munter, der
Grund waren die vielen auslaufenden kleinen Motorboote der Hobbyangler, lagen
wir doch, was wir nun erst am Tage sehen konnten, direkt an den Anlegern eines
Bootverleihes für Angeltouristen! Der Hafenmeister hatte, für mich
unverständlich und sehr dreist, von Curt 70 Kronen Hafengebühr verlangt und auch
bekommen!
Dafür hatten wir aber einen "hautnahen Kontakt" mit der verrosteten und
verbeulten Fähre Söby-Mommark!
Und hier zum Mommark - Abschluss noch ein
einladendes Foto von der dortigen "Slipstraße".
Für die Nutzung erhebt der Hafenmeister eine Gebühr von 100 DKr!!
Freitag 16.05. Wetterbericht: Wind 4-5 aus NW - Welle 0,5
Meter, kein Niederschlag
Also nichts wie weg hier - unser Rat an dieser Stelle - nie und nimmer - auch
nicht im Notfall - Mommark anlaufen - der Hafen übertrifft alle uns bekannten
negativen Erzählungen und Berichte!!
Hier sogar unsere Empfehlung an den DSV, diesen Hafen total aus den
Hafenhandbüchern zu streichen!
Beim Auslaufen kaum eine Wolke am Himmel, keine nennenswerte Welle ( wir sind
zwischenzeitlich anspruchsvoll geworden), 3 Windstärken und alle Reffs
ausgeschlagen geht es mit Vollzeug unter raumen Wind mit 6 Knoten Speed
Richtung Süden nach Gammel Pol - weiter Kurs Kalkgrund hoch am Wind - noch
einmal Aufkreuzen nach Fiskersand unterhalb von Sonderby auf der "Insel" Kegnäs
und dann wieder mit raumen Wind Kurs Gelting.
Gegen 16:00 Uhr waren die Leinen am Steg 0 - Box 15 fest! Sogleich wurden die
Segel abgeschlagen und überflüssiges von Bord ins Auto verbracht. Gegen 20:00
Uhr saßen wir erneut in dem schon am Anfang erwähnten und hier erneut von uns
empfohlenen Hafenrestaurant und ergötzten uns kulinarischer Speisen und
Getränke.
Schnell war Mommark vergessen und Thema der Unterhaltung waren all die positiven
Erlebnisse des Törns.
Gegen 23.00 Uhr lagen alle in den Kojen im Tiefschlaf.
Samstag 17.05.
Wecken 06:30 Uhr - Duschen - Frühstücken - Abriggen - Abbunkern - Mast legen und
verzurren -
Krantermin war für 10:00 Uhr angesetzt.
Verabschiedung von den Steg Nachbarn, Leinen los und der Yamaha brachte uns auf
die andere Seite des Hafen zum westlichsten Steg und der dortigen Travel Anlage.
Punkt 10:00 Uhr trafen wir dort ein - nach eine kurzen Wartezeit ging es gleich
in die Liftgurte und 5 Minuten später stand die MOFLASH schon schadlos auf dem
Trailer.
Nun musste noch das Eine oder Andere umgepackt und das Boot vorschriftgemäß
verzurrt werden. Antenne und Windex abbauen - alles noch mal überprüfen - Hände
Waschen - Lenzen - Schlüssel beim Hafenmeister abgeben und ab ging es zurück in
das Sauerland. Abfahrt GELTING um 12:00 Uhr - Ankunft Sauerland um 21:00 Uhr.
:-))
ENDE EINES TOLLEN TÖRNS
gezeichnet U. H. SCHEEL
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